Bereits seit 2002 ist der spektakuläre Parcours im Wendelinuspark in St. Wendel eine feste Größe in der deutschen Supermotoszene, und so lockte der bei mit seinem Stadioncharakter bei Zuschauern und Fahrern gleichermaßen beliebte Straßenkurs auch zum zweiten Renntag der Internationalen Deutschen Supermotomeisterschaft am 02./03.06. wieder zahlreiche Fans des Sport an die Strecke. Ein hochklassige besetztes Fahrerfeld und hochsommerliche Temperaturen taten ein Übriges, und sorgten auch in diesem Jahr für die Kulisse, für die St. Wendel in der Szene beliebt und berühmt ist.
Schon die Trainings am Samstag gaben einen Vorgeschmack darauf, was die Zuschauer bei den Highlights des Wochenendes, den beiden Läufen der S1, erwarten durften: Spannung pur und Supermoto vom Allerfeinsten.
Beim Zeittraining sicherte sich der Michelin Pilot Markus Class mit einem Vorsprung von 0,1 Sek. vor Marc-Reiner Schmidt die Pole Position. Class, der bei der Auftaktveranstaltung in Harsewinkel aufgrund einer Terminkollision mit der Supermoto-EM nicht starten konnte, war vor den Rennen entsprechend motiviert: „Die ersten zwei Trainings bin ich mit einem ganz neuen Motorrad gestartet, das allerdings vom Fahrwerk her ein anderes Setup hat. Es hat sich gezeigt, dass das für den Off-Road hier nicht so gut geeignet ist, deshalb bin ich beim Zeittraining wieder mit meiner EM-Maschine gestartet. Die Strecke gefällt mir prinzipiell gut, bis auf den veränderten Off Road, den sie meiner Meinung nach ein bisschen besch….eiden gemacht haben. Mit dem Ergebnis bislang bin ich zufrieden, Marc-Reiner ist ein harter Konkurrent und bei den Rennen wird wahrscheinlich entscheidend sein, wer beim Start vorne liegt. Sollte es regnen, könnte die Sache anders aussehen, aber ich denke, es wird auf jeden Fall spannend werden.“
Der Start des ersten Rennens verlief für Markus Class dann leider suboptimal, er ging als Dritter hinter Schmidt auf der zweiten Position in die erste Kurve. Schmidt übernahm schnell die Führung und Class konnte mit etwas Verzögerung nachsetzen. Nachdem Schmidt in der vierten Runde in der Kurve stürzte, setzte sich Class an die Spitze des Fahrerfeldes, sah sich dort aber schon bald wieder dem Druck von Schmidt ausgesetzt, dessen Ziel für das Wochenende ganz klar der Gewinn beider Läufe war. Bis zur vorletzten Runde konnte Class dem Druck standhalten und Schmidts Angriffsversuche vereiteln. Schließlich fand Schmidt vor der Spitzkehre zum Off-Road die ersehnte Tür und schob sich an Class vorbei. Beim unmittelbar folgenden Gegenangriff rutschte Class unter kollektivem Aufstöhnen des mitfiebernden Publikums weg, war zwar sofort wieder auf dem Motorrad, jedoch reichten die verbleibende Zeit nicht aus, um erneut in Angriffsposition an Schmidt heranzukommen. André Plogmann, der von der dritten Startposition ins Rennen gegangen war, verlor beim Start eine Position, die er sich jedoch im Lauf des Rennens zurückholte. Nach einem spannenden Supermotokrimi ging Class schließlich als Zweiter vor Plogmann durchs Ziel. Michelin-Teamkollege Simon Vilhelmsen, der nach seinem Sturz in USA sein Potential nach wie vor nicht zu 100% ausschöpfen konnte, wurde Vierter, und war damit situationsbedingt auch zufrieden: „Für mich ist das ein gutes Ergebnis, ich fühle mich mit dem Motorrad sehr wohl und gesundheitlich geht es mir auch schon viel besser, als noch in Harsewinkel. Das Bike ist also nicht das Problem, sondern ich bin derjenige, der im Moment nicht perfekt funktioniert. Ich brauche einfach noch ein bisschen mehr Zeit, um mich von meinem Crash in USA zu erholen. Mir bleibt also nichts weiter übrig, als nach vorn zu schauen, weiter zu trainieren und mein Bestes zu geben. Ich merke ja auch, dass es besser wird, insofern bin ich mit dem heutigen Ergebnis absolut glücklich.“
Pech hatte Andreas Buschberger, der am ersten Renntag den zweiten Platz in der Gesamtwertung der S1 erreichte: im Zeittraining konnte er sich zwar die sechste Starposition sichern, verletzte sich jedoch bei einem Sturz in just diesem Zeittraining das Schlüsselbein, so dass er bei den Rennen nicht an den Start gehen konnte und alle Hoffnung auf einen der vorderen Plätze in der diesjährigen Meisterschaft dahin sind.
Auch beim Start des zweiten Laufs hatten sowohl Schmidt als auch Class das Nachsehen, doch während Schmidt schon in der zweiten Kurve an seinem Markenkollegen vorbeihuschen konnte, blieb Class zunächst kleben und Schmidt konnte einen komfortablen Vorsprung herausfahren. Nachdem Class die ersehnte Lücke gefunden und genutzt hatte, setze er sofort zur Verfolgung an. Glückloser war Andre Plogmann, der beim Start erneut einen Platz verloren hatte, nun an Class´ Stelle hinter Position 3 hängen blieb und vergeblich auf eine Lücke hoffte. Über den restlichen Rennverlauf überboten sich Schmidt und Class abwechselnd mit den von ihnen gefahrenen Spitzenzeiten. Zum Schluss gelang es Class jedoch nicht, den Sieg nach Hause zu bringen. Der Abstand des Spitzenduos von rund 20 Sekunden zum Drittplatzierten zeigt jedoch auf eindrucksvolle Weise, das die Zuschauer an diesem Wochenende Supermoto der absoluten Spitzenklasse geboten bekamen. So ganz glücklich konnte Markus Class mit dem Ergebnis dennoch nicht sein: „Den Start habe ich leider verpatzt, so dass ich nur als Dritter weggekommen bin. Während Marc-Reiner sehr schnell an die Spitze fahren konnte, hab ich trotz viel höherem Speedpotential Ewigkeiten gebraucht, um auf die zweite Position zu kommen, weil mein Vordermann bei mir einfach dichtgemacht hat. Als ich dann endlich vorbei war, war Marc-Reiner natürlich schon ein ganzes Stück weg. Ich hab dann zwar ordentlich gepusht und bin auch näher rangekommen, ran oder gar vorbei allerdings nicht. Von den Zeiten her war der zweite Lauf zwar besser als der erste, aber unterm Strich ist es trotzdem blöd gelaufen, und zufrieden bin ich nicht“.
André Plogmann leistete sich kurz vor Ende des Rennens an der Schikane im Off-Road noch einen Rutscher, der ihn eine weitere Position kostete, so dass er im zweiten Lauf Fünfter wurde; die Plätze 6, 7 und 8 gingen an Peter Banholzer, Petr Vorlicek und Simon Vilhelmsen. Alles in allem also bisher eine durchwachsene Saison für das Supermoto Team Michelin Reifenwerke, die am Wochenende 23.06.2018 / 24.06.2018 im sächsischen Großenhain ihre Fortsetzung findet.